Ich möchte an dieser Stelle auf einen Artikel von Prof. Dr. Gerald Hüther aus dem Jahre 2012 hinweisen. Der Neurobiologe aus Göttingen hat darin treffliche Worte über unser antiquiertes Schulsystem und versaute Mathe-Karrieren fallen gelassen. Anstatt die Kinder zu motivieren ihren Stärken zu folgen, werden sie in ein festes Schema gepresst und zur Beseitigung ihrer Schwächen gedrängt. Anstatt Lernen mit Spaß regiert in unseren Schulen Lernen mit Druck & Drill. Die Angst vor Fehlern erwürgt Forscherdrang und kreative Ideen.
Noten statt Können. Defizit statt Wissensdurst. All das törnt unser Gehirn ab statt an. Und wie die Neurobiologen heute wissen, damit sich wirklich etwas tut in unserem Gehirn bedarf es Begeisterung und nicht schulischen Druck. Und insgeheim hat doch wahrscheinlich jeder von euch tief in seinem Inneren schon mal genau so gefühlt. Wir merken es doch an uns selber. Wenn wir für eine Sache brennen, dann vergessen wir die Zeit. Was wir dabei lernen, das macht uns Spaß. Das bleibt haften. Das beherrschen wir. Auch ohne Pflicht und Drang.
Wissen ist Macht. An diesem Sprichwort ist viel Wahres dran. Nur sollte es nützliches Wissen sein. Leider bekommen wir in der Schule eine Menge nutzloses Wissen beigebracht. Was wäre aus Wolfgang Amadeus Mozart geworden, hätte er durch unser heutiges Schulsystem hindurch gemusst? Eine schlechte Note in Differentialrechnung hätte ihn zum Sitzenbleiber und nicht zum musikalischen Virtuosen gemacht. So aber gab es für ihn nur gute Noten, die er in seine musikalischen Kompositionen eingewoben hat 😉
Eine spannende Frage, die ich oft von Schülern höre, die ich aber insbesondere im Fach Mathematik nicht beantworten kann: Wofür muss ich das lernen? Der gelernte Stoff hat in vielen Fällen keinerlei Relevanz für die nachfolgende Ausbildung oder das Studium….wenn wir das ändern können, dann kommt auch der Spaß.
Die Frage vieler Schüler“wofür brauche ich das später?“ Ist berechtigt. Die ehrliche Antwort lautet tatsächlich: gar nicht. Es geht nicht um die praktische anwendung. Es geht um 2 Fragen: aus der sicht des lehrers müssen aufgaben gestellt werden, um abzuklären, ob ein Schüler geistig in der Lage ist, sie zu bewältigen. Dabei kommt es nicht darauf an, wie lebenswirklich diese Aufgabe ist. Es geht allein um das fachspezifische Einfühlungsvermögen des Schülers.
Die 2. Frage richtet sich an den Schüler und ist m.E. viel entscheidener: der Schüler bekommt einen Einblick in die Denkwelt des faches, lernt sie kennen und kann für sich Leidenschaften aufbauen (oder eben auch nicht). Durch die Begegnung mit der Fachthematik bekommt er eine Ahnung, ob es ihm gefallen würde, sich tiefer damit zu beschäftigen.
Es bleibt die Frage an das Schulsystem, wann der Schüler festgestellt haben kann, ob ein Fach einem Schüler liegt und wenn nicht, warum das Schulsystem ihn dann dennoch damit weiterquält und zeit für die Suche auf das richtige für den Schüler damit beraubt.